Am 09. März 2018 wurde das Handlungsprogramm „Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität im Freistaat Sachsen“ von der Sächsischen Staatsregierung verabschiedet. (Siehe pdf-Datei)

Mit diesem Programm soll – nachdem man es trotz jahrelanger Warnungen und nachvollziehbaren Statistiken jahrelang versäumt hat, für Nachwuchs bei Pädagogen zu sorgen – auf die Situation auf dem Lehrerarbeitsmarkt reagiert werden.

Unter anderem ist vorgesehen, ab 1. Januar 2019 neu einzustellende Lehrkräfte mit grundständiger Ausbildung zu verbeamten. Gleichzeitig soll auch für „grundständig ausgebildete Lehrkräfte im Bestand“ bis zur Vollendung des 42. Lebensjahres der Beamtenstatus möglich sein.

Weiterhin findet man im Handlungsprogramm unter 1.2.1 Bildung sichern und Attraktivität des Lehrerberufs erhöhen folgende Aussage:

„Es ist zum anderen aber auch mit Blick auf die bereits heute in Sachsens Schulen tätigen Lehrkräfte notwendig, um denen, die unser sächsisches Schulsystem seit vielen Jahren tragen und zu steten Erfolgen führen, gebührend Anerkennung und Wertschätzung zuteilwerden zu lassen. Alle Bemühungen dienen schließlich dazu, das verfassungsmäßige Recht aller Kinder und Jugendlichen auf bestmögliche Bildung im Freistaat Sachsen zu gewährleisten.“

Doch wo spiegelt sich dieses Versprechen an die erfahrenen Lehrkräfte (Ü42) im Maßnahmepaket wieder? Wir haben NICHTS gefunden. Deshalb wenden wir uns als Kollegium des Franziskaneums Meißen mit einer Petition an den Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages:

Meißen, 11.04.2018

Kollegium des Gymnasiums Franziskaneum Meißen
Gymnasium Franziskaneum Meißen
Kaendlerstraße 1

01662 Meißen

 

Sächsischer Landtag
Petitionsausschuss

Bernhard-von-Lindenau Platz 1
01067 Dresden

 

 

Handlungsprogramm „Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität im Freistaat Sachsen“,
verabschiedet von der Sächsischen Staatsregierung am 09. März 2018

Ungleichbehandlung der sächsischen Lehrer

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des sächsischen Landtags, sehr geehrte Mitglieder des Petitionsausschusses,

wir Lehrer des Gymnasiums Franziskaneum Meißen wurden im März dieses Jahres über das neue Handlungsprogramm zur Sicherung der Bildungsqualität im Freistaat Sachsen informiert und mussten dabei in diesem Programm eine Ungleichbehandlung der sächsischen Lehrer feststellen.
Von dem „weitreichendsten Gesamtkonzept in Sachsen der letzten Jahre“ werden von den 79 Lehrern im Angestelltenverhältnis nur 12 Lehrer einen Nutzen haben, 67 aber werden nicht bzw. nicht in dem Maße wie die künftigen Beamten davon profitieren.
Seit Jahren lobt man die Spitzenpositionen der sächsischen Schüler bei Bildungsvergleichen und das Engagement der sächsischen Lehrer.
Es sind die sächsischen Lehrer, die eben heute z.T. deutlich älter als 42 Jahre sind und deren Pflichtstundenzahl in den 90ern auf 27 Stunden angehoben wurde und die in den 2000ern durch gesunkene Schülerzahlen in Teilzeitverträge mit deutlichen Gehaltseinbußen genötigt wurden, anstelle die Pflichtstundenzahl, wie versprochen, zu senken.
Es sind die Lehrer, die viele Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts weit über die Pflichtstundenzahl hinaus aus ihrem Berufsethos heraus übernommen haben, ohne dass eine ausreichende Anerkennung durch Politik und Gesellschaft erfolgte.
Es sind genau diese Lehrer, die nun schlechter gestellt sind als die jungen verbeamteten Kollegen.
Der 42plus Lehrer, erhält das Gehalt der Gehaltsstufe E 13. Eine Höhergruppierung wird nur 20 Prozent der 42plus-Generation in Aussicht gestellt. Das bedeutet aber ebenso, dass 80 Prozent diese Chance nicht erhalten und nur jeder 5. Lehrer damit rechnen kann, höhergruppiert zu werden.
An welchen Maßstäben diese Entscheidung gemessen werden soll und wie fair diese sind, bleibt darüber hinaus offen.
Dagegen kommt nach den Vorstellungen des Handlungsprogramms 2019 jeder neu eingestellte Lehrer unter 42 Jahren in die Besoldungsstufe für Beamte, die A 13, ist damit finanziell deutlich besser gestellt und erhält außerdem entsprechende Vergünstigungen.
Auch ein vorgesehenes Prämiensystem für die 42plus-Lehrer bietet dafür keinen adäquaten Ausgleich.
Die versprochenen 20 Prozent Höherstufung und Leistungsprämien entsprechen nicht der oben beschriebenen Arbeitsleistung der Generation 42plus, denn es hat nicht nur jeder 5. Kollege seinen Beitrag geleistet, sondern alle!
Wir begrüßen ausdrücklich, dass junge Kollegen mit attraktiven Arbeitsbedingungen in Sachsen arbeiten können, möge die Verbeamtung dazu beitragen!
Wir erwarten aber auch die Anerkennung der Leistungen der älteren Kollegen durch einen finanziellen Ausgleich für alle Kollegen, nicht nur für jeden Fünften!

Wir Lehrer des Gymnasiums Franziskaneum Meißen wenden uns an Sie, die Mitglieder des Petitionsausschusses, insbesondere die Mitglieder in Regierungsverantwortung.
Wir fordern Sie auf, einer Mehr-Klassen-Gesellschaft an den Schulen entgegenzuwirken.
Die Unterzeichnenden fordern einen angemessenen Ausgleich der finanziellen Nachteile und dies für alle betroffenen Kollegen, nicht nur für ausgewählte Gruppen, wie im Maßnahmenpaket vorgesehen.
Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit und eine Anerkennung der Leistungen aller Lehrkräfte, die das sächsische Bildungssystem auch in schwierigen Zeiten erfolgreich gestaltet haben.
Nur so können Spannungen in den Kollegien und eine Demotivation der  nicht begünstigten Lehrkräfte vermieden werden.

Mit meiner Unterschrift unterstütze ich den obigen Aufruf.